Jörg Drescher hat am vergangenen Sonntag sein 1000. Spiel für den FC Ruthe bestritten.
Potztausend: Drescher feiert Jubiläum
Fußball: 40-Jähriger vom FC Ruthe bestreitet 1000. Spiel im Trikot seines Vereins / Früher Torwart
Ruthe (avl). Er hat in seiner langen Fußballer-Laufbahn oft ausgeteilt, aber auch vieles einstecken müssen. Am Sonntag feierte Jörg Drescher ein seltenes Jubiläum: Zum 1000. (in Worten: tausendsten) Mal trat er zu einem Spiel im Dress des FC Ruthe an.
Das sind aneinander gereiht ungefähr 240 Tage rund um die Uhr bei Wind und Wetter, Hitze und Kälte, Schnee und Eis, auf knöcheltiefem und knochentrockenem Rasen. Aber auch 25 Jahre mit mindestens 40 Spielen pro Saison.
Begonnen hat der „Jörgi” schon im zarten Knabenalter in der Jugend. Damals war er als Torwart der große Rückhalt für die verschiedenen Mannschaften, die seinen sportlichen Werdegang begleiteten. Mit 17 Jahren bekam er eine Sondergenehmigung, mit der er schon bei den Herren mitspielen konnte. Sein erstes Punktspiel wird er wohl nie vergessen: Es endete mit einer 0:12-Niederlage gegen den FC Elze. In der Zeitung war anschließend zu lesen, dass Jörg Drescher Kopf und Kragen riskiert habe, um eine noch höhere Niederlage zu verhindern.
Aber Torhüter leben gefährlich. Das erfuhr auch der talentierte Spieler mit aller Härte am eigenen Leibe. „Als Gartenbauer und Friedhofsgärtner war ich auf meiner Hände Arbeit angewiesen”, erinnert sich Drescher, „nach mehreren Verletzungen an Fingern und Hand- und Armgelenken stand ich vor der Wahl zwischen Hobby und Beruf.” Doch der Fußballer aus Leidenschaft fand einen Ausweg. Er ließ sich vom Torwart zum Abwehrspieler umschulen, schonte so Hände und Finger, ohne sein Hobby an den Nagel hängen zu müssen.
Die Stärken des heute 40-Jährigen lagen ganz eindeutig im Zerstören, im Unterbinden gegnerischer Angriffsbemühungen. Augen zu und drauf hieß seine Devise – und das in 1000 Spielen überwiegend mit fairen Mitteln. Natürlich habe es schon einmal die eine oder andere Verwarnung und auch ein paar Platzverweise gegeben, doch nie nach bösen, hinterhältigen Fouls, sondern eher wegen „etwas übertriebener Härte”.
Das hat aber spätestens nachgelassen, seit Drescher meist nur noch in der II. Mannschaft mitspielt oder bei den Altherren aushilft. Schon lange hat Drescher aufgehört, über Siege oder Niederlagen Buch zu führen. Nicht vergessen aber hat er seine erzielten Tore – vielleicht, weil sie mit 64 eine ziemlich überschaubare Zahl geblieben sind. Das letzte erzielte er in seinem 999. Einsatz gegen die SG Rautenberg, das gleichzeitig den 1:0-Endstand bedeutete. Im 1000. Spiel ließ er prompt Tor Nummer 65 folgen (Spielbericht morgen).
Jörg Drescher hat in all den 1000 Einsätzen für den FC Ruthe immer die Zähne zusammen gebissen, war – wie seine Kameraden gerne bestätigen – nie ein „Weichei”. Bei den Gratulationen, Ehrungen und Auszeichnungen anlässlich seines Jubiläumsspiels stand dem hartgesottenen Abwehrrecken aber doch die Rührung ins Gesicht geschrieben.
Aber schließlich war es ja „nur” ein Jubiläum und kein Abschied. Nach dem Spiel gegen den SC Asel II hat sich der überzeugte Antialkoholiker Drescher sogar zu einem Glas Bier überreden lassen. Und einen neuen Rekord hat er auch schon im Blick. Nach dem Jubiläum ist vor dem Jubiläum. Und 1250 Spiele scheinen im zarten Alter von 40 Jahren ja nun wirklich keine Utopie. Seine Gegenspieler werden sicher auch in den nächsten Jahren nichts zu lachen haben.