Ruthe(jd). Die Jahreshauptversammlung des FC Ruthe am vergangenen Sonnabend legte es offen: Finanziell auf dünnem Eis musste sich der FC Ruthe im abgelaufenen Jahr 2017 bewegen. Fehler des beratenden Steuerexperten führten dazu, dass der Fußballverein immense Steuerzahlungen an das Finanzamt tätigen musste. „Wir werden den verantwortlichen Steuerberater um Rechenschaft bitten und offenen Fragen hoffentlich klären können“, so Kassenwart Heinz Höhne. Die finanzielle Notlage führte dazu, dass der Verein sämtliche Ausgaben nur auf das nötigste beschränkte, damit er „mit dem letzten Cent“ über die Runden kam. Wie verworren das Steuerrecht ist, versuchte Heinz Höhne den 49 anwesenden Mitgliedern zu erklären. „Wenn man bedenkt wie viel Arbeit da hinter steckt, ist diese bei der Größe des Vereins ehrenamtlich nicht mehr zu schaffen“, so Rechnungsprüfer Udo Drescher. „Deshalb seien auch die Personalkosten gestiegen“, so Höhne. „Mit dem Anstieg der Mitgliederzahlen in den letzten Jahren sind allerdings auch die Probleme gestiegen. Ohne Geld läuft aufgrund der Größe unseres Vereins nicht mehr alles“.
Allerdings sinken die Mitgliederzahlen derzeit wieder von 475 auf 428 Mitglieder (62 Eintritte standen 109 Austritte gegenüber). Gründe darin sieht Vorsitzender Walter Drescher in der Auslastung der Sportanlage. „Seit über einem halben Jahr finden aufgrund der Wetterlage keine Punktspiele mehr statt.“ Auch Trainingsmöglichkeiten seien aufgrund der geringen möglichen Hallenzeiten nicht optimal, um den Aktiven eine Weiterentwicklung zu bieten. „Hier werden wir eine effektivere und bessere Auslastung der Hallen einfordern. Es darf nicht sein, dass wir unsere Jugend zu Hause lassen, weil sie nicht mehr ihrem Hobby Fußball nachgehen können.“
In diesem Zusammenhang stellte er nochmals die möglichen Pläne eines Kunstrasenplatz vor, den der FC Ruthe mit der FSV Sarstedt bei der Stadt Sarstedt beantragt hat. Drei Möglichkeiten sollen untersucht werden. Die B-Plätze der FSV und des FC, sowie das Grundstück angrenzend zum Parkplatz beider Vereine. Eine Machbarkeitsstudie sei in Auftrag gegeben. „Ob es letzten Endes einen Kunstrasenplatz gibt, hängt nicht von uns ab, sondern von der Stadt Sarstedt. Aufgrund der beschränkten Möglichkeiten steht Walter Drescher den Mitgliederschwund nicht pessimistisch entgegen. „Solange wir keine Verbesserungsmöglichkeiten bekommen, schrumpfen wir uns zwangsweise gesund“, so Drescher.“Leid tut es uns um die Aktiven, denen wir zwangsweise keine Perspektive mehr bieten können.“
Sportlich sei das abgelaufene Jahr aber auch positiv verlaufen. Gleich drei Seniorenteams schafften den Aufstieg in eine höhere Spielklasse (1. Herren, 2. Herren, Altsenioren). Trotzdem musste die 2. Herren im Herbst 2017 abgemeldet werden. „Viele unglückliche Umstände führten dazu“, so Pressesprecher Jörg Drescher. Nach der Aufstiegseuphorie sorgte extremes Verletzungspech in den Herrenteams für Personalknappheit. Das viele Akteure durch Studium und weit entfernten Wohnsitz nicht mehr regelmäßig zur Verfügung standen, wollte man den aushelfenden Altherren- und Altseniorenspielern eine ständige Doppelbelastung ersparen. „ Auch wenn mit Marc Meseberg der erste selbstausgebildete männliche Jugendspieler in den Seniorenbereich übernommen werden konnte, so ist dies für den Aufwand, den der Verein in die Jugendarbeit investiert zu wenig“, so Jörg Drescher. Stolz sei der Verein aber darauf, das „mittlerweile auch Bundesligisten auf den FC Ruthe aufmerksam geworden sind“, so Jugendwart Thomas Germer. So werden derzeit fünf Jugendliche, die ihre Karriere beim FC Ruthe starteten, in den dortigen Nachwuchszentren weiter ausgebildet (Zwei bei Hannover 96, zwei bei Eintracht Braunschweig und seit Dezember auch das erste Mädchen beim VfL Wolfsburg). Die Ruther Jugend umfasst derzeit neun Juniorenteams und ein Mädchenteam. Zudem arbeite der FC Ruthe mit der Schiller-Oberschule an einer Fußball-AG für 10-13jährigen Mädchen zusammen. Probleme gebe es im Übungsleiterbereich. „Es fehlen Trainer für unsere U 13 und U 7 Jugend für die bevorstehende Saison“, so Germer. „Es wäre schade, wenn wir diese Jugendteams aufgrund Trainermangels sich nicht weiterentwickeln lassen könnten.“
Entwicklungspotential zeigt sich auch in der Tischtennissparte des Vereins. Erst vor wenigen Jahren mit nur einem Team gegründet, vermeldet Spartenleiter Thomas Müller mittlerweile neben einem Damen-und Herrenteam auch erstmals ein Jugendteam. Mit dem Dorfgemeinschaftshaus Ruthe sind die Trainingsmöglichkeiten allerdings ausgeschöpft. „Aufgrund Änderungen des Regelwerkes dürfen wir unsere Heimspiele nicht mehr im Dorfgemeinschaftshaus ausführen“, so Müller. Diese werden in der Sporthalle in Giebelstieg als Ausweichplatz durchgeführt. Vorsitzender Walter Drescher zeigte sich erfreut über die Entwicklung im Tischtennisbereich: „Tischtennis ist bei uns kein totgeglaubtes Jahresding, sondern entwickelt sich stetig.“
Die allgemeine Entwicklungslage des Vereins nutzte der Vorstand, um sich an diesem Abend neu auszurichten und aufzustellen. Aus diesem Grund trat der komplette Vorstand nach seiner Entlastung zurück. Zukünftig besteht der Ruther Vorstand nur noch aus 10 Mitgliedern (vorher 11).
der neu Vorstand des FC Ruthe (von links): Heinz Höhne, Daniel Demitz, Peter Wirries, Walter Drescher, Marcel Drenkner, Anne Seiler, Bastian Arndt, Heiko Rosemeier, Thomas Müller, Thomas Germer
Gewählt wurden Walter Drescher (1. Vorsitzender), Daniel Demitz (neu, 2. Vorsitzender für den scheidenden Andreas Meseberg), Heinz Höhne (Kassenwart), Anne Seiler (neu, Schriftführerin für den scheidenden Peter Wirries), Thomas Müller (Leiter der Tischtennisabteilung), Bastian Arndt (neu, Leiter der Seniorenfußballabteilung), Thomas Germer (Leiter der Mädchen- und Jugendabteilung), Peter Wirries (Beitrags- und Mitgliedswart),Marcel Drenkner (neu, Medienwart) sowie Heiko Rosemeier (Sport- und Gerätewart). Eine deutliche Verjüngungskur für den Ruther Vorstand, der mit neuen Ideen die Zukunft des Vereins gestalten muss. Der neue 2. Vorsitzende Daniel Demitz bedankte sich für das Vertrauen: „Ich bin zwar erst vier Jahre im Verein, doch ich möchte diesem etwas zurückgeben, weil ich mich hier wohl fühle.“
Neben der „Spieler des Jahres“-Wahl (Marvin Dürr) ehrte der Verein die komplette Familie Stock als Mitglieder des Jahres.
„Mitglieder des Jahres“ stellvertretend durch (von links): Sebastian Stock, Ann-Kathrin Stock, Thorben Stock (es fehlen Mutter Stephanie und Vater Jürgen)
„Diese Familie engagiert sich vorbildlich in allen Themenbereichen des Vereins“, so Walter Drescher. „Als Schiedsrichter, Übungsleiter, oder auch bei allen Veranstaltungen und Arbeitseinsätzen, sie sind immer zur Stelle.“ Neben den Ehrungen für 100 Spiele im Dress des FC (Anne Seiler), den Torschützenkönigen (Marcel Drenkner, 1. Herren; Max Arnold , 2. Altsenioren) bedankte sich Walter Drescher bei Heiko Rosemeier, Philipp, Niklas und Marion Algermissen für 20 jährige Mitgliedschaft sowie Carsten Salzmann für 30 jährige Mitgliedschaft.